veröffentlicht in: Das Schwimmbad und sein Personal, Heft 02/2015
Ein Arbeitsplatz unter den Sternen …
Foto: aqua&pools
Oft sieht man in diesen Wochen T-Shirts mit 4 Sternen auf der Brust! Die Sterne sollen wohl die gute Leistung der Sportler auf den Träger übertragen. Unsere Geschichte handelt von einem, der sich solche Sterne jeden Tag selbst verdient und doch nicht auf der Brust trägt. Doch dazu später mehr.
Die spinnen doch, die Ruppiner! Das kleine Völkchen im Ruppiner Land, quasi an den Außengrenzen der Mark Brandenburg, betreibt mit schwäbischer Unterstützung direkt am Ruppiner See ein Resort. „Resort“, das ist im Hotelfachdeutsch „eine touristische Hotelanlage mit einem über den reinen Beherbergungsbetrieb hinausgehenden Angebot“ (Wikipedia-Resort-Common).
Diese Herberge mit Extras, denn nichts anderes sagt der verdrehte Satz, ist durchaus außergewöhnlich. Die Hoteldirektorin legt großen Wert auf regionale Küche, veranstaltet kleine Messen, auf denen die Lieferanten ihre Spitzenqualität präsentieren können, und führt in allen Restaurants eine Speisekarte, die den Fisch aus den Gewässern vorm Haus eindeutig bevorzugt. Dies alles ist in einem Hotel mit hohem Qualitätsanspruch durchaus NICHT ungewöhnlich, aber:
Ausgerechnet hier, direkt neben dem malerischen Ruppiner See, befinden sich Becken mit einer Füllung aus warmem Salzwasser. Was hat die Väter dieses Hotel dazu gebracht, die Badebecken nicht mit Wasser aus dem See sondern mit Salzwasser zu füllen?
Folgt man der Logik der „regionalen Produkte“, wird man noch immer zu keiner Antwort gelangen. Denn selbst die Entfernung zu beiden Wässern ist etwa gleich. Sofern man die vertikale Komponente vernachlässigt, ist beides im Umkreis von 20 Metern vorhanden. Ist der Wasserspiegel des Sees nur wenige Zentimeter über den internen Wasserspeichern, so befindet sich der Horizont der Sole wenige hundert Meter unter diesen. Das Wasser in der Tiefe unter dem See hat neben dem Salzgehalt auch mit seiner Temperatur gelockt, es tritt nach einem Weg von 1650m mit satten 55°C zu Tage und transportiert außer schnödem Natriumchlorid auch andere wertvolle Mineralien. Das scheint der Grund für die Tiefenbohrung im Jahr 2006.
Neuruppin liegt im Flächenland Brandenburg. Zwar am nördlichen Rand, aber man sollte gerade deshalb annehmen, hier sei ausreichend Platz für eine Sauna. Vielleicht ist genau das der Reiz gewesen, den Schwitzkasten auf einen Ponton am Rande des Sees zu setzen. Für die Saunagäste bietet sich dadurch die Möglichkeit, ohne neugierige Blicke in die kühlen Fluten steigen zu können.
Dem Architekten ist es übrigens gelungen, den Fallstricken der Brandenburger Baugenehmigungen zu entgehen. Rund um die Potsdamer Seen klagen unterschiedlichste Interessenten vor Gericht um den Bestand öffentlicher (Rad-) Wege an den malerischen Ufern. Hier am Ruppiner See leben Hotel, Therme, Anwohner und Touristen im Einklang. Das Problem des Zuganges zur Sauna wurde im wörtlichen Sinne überbrückt.
Für die Einen, die Touristen, ist es ein Ort des Wohlfühlens. Ein Ort, an dem ein ganzes Heer von Angestellten versucht, jeden Wunsch des Gastes im Voraus zu ahnen oder von den Augen abzulesen. Abends können die Gäste das Licht der Sterne in einem warmen Schwebebecken (unser Titelbild) genießen, tagsüber sind die Sterne der Hotelkategorie ein sicheres Unterpfand für die Erholung.
Der Schwimm-Meister der Schwimm-Sauna:
Torsten Kukuk, geboren 22.03.1964, verheiratet, 2 Kinder,
Facharbeiter für BMSR-Technik, Schwimm-Meister seit 1985,
als „Staatlich geprüfter Schwimm-Meister“ seit 1993 tätig
Die gleichen Sterne wirken aber auf den Schwimm-Meister mit einem ganz anderen Licht. Vergangen sind die Tage des braungebrannten David-Hasselhoff-Clones mit orangenen Badehosen, Trillerpfeife, Megafon und den blonden Helferinnen mit kiloweise hüpfendem Silikon. Der Schwimm-Meister wird manchen Tag die Sterne neben der Eingangstür mit gewisser Freude bemerken, denn wenn sie dort sind, haben sie ihren Platz nicht mit dem Ende einer Kette getauscht. Nein, die allmächtige Hotel-Direktorin schwingt die Sterne nicht an einem Knüppel über den Köpfen, es sind die Erwartungen der Gäste und die eigenen hohen Ansprüche. Es ist eine andere Art der Arbeit geworden, weit ab von normalen öffentlichen Schwimmbädern, weitab vom einstigen Reich des Torsten Kukuk in der „Volksschwimmhalle Neuruppin“. Alles steht im Zeichen des Gastes, der Schwimm-Meister ist zum vielseitigen Dienstleister mutiert. Alle Seiten erwarten das Universal-genie, welches auch noch grenzenloses Einfühlungsvermögen zu allen Geschlechtern und Altersgruppen entwickelt. Er wechselt zwischen der Beherrschung von Filtertechnik, lernenden Kindern, argwöhnisch beobachtenden Müttern, Aufgüssen, Sicherheits- und Reinigungsfirmen, verschwitzten Badetuchbergen und wassertretenden Senioren. Wenn sich das Selbstverständnis eines Mannes in den letzten Jahrzehnten geändert haben soll, dann ist der Schwimm-Meister der Resort Mark Brandenburg GmbH & Co KG der lebende Beweis.
Die Therme ist natürlich besonders auf die Gesundheit der Gäste spezialisiert. Während andere Mitarbeiter die Betreuung im Fitness-Center übernehmen ist es zuweilen die Aufgabe, die Gäste vom Beckenrand in einem Kurs zu animieren. Dann ist er auch mal der Vorturner, der ohne das versteinerte Grinsen eines TV-Verkäufers.
Die Therme ist natürlich besonders auf die Gesundheit der Gäste spezialisiert. Während andere Mitarbeiter die Betreuung im Fitness-Center übernehmen ist es zuweilen die Aufgabe, die Gäste vom Beckenrand in einem Kurs zu animieren. Dann ist er auch mal der Vorturner, der ohne das versteinerte Grinsen eines TV-Verkäufers.
Foto: aqua&pools
Sein Tag startet ganz normal, die Therme öffnet für Hausgäste bereits 07 Uhr mit der Möglichkeit, direkt an den Becken zu frühstücken. Da steht Torsten Kukuk in der Frühschicht bereits an der technischen Anlage und überprüft die Wasserwerte und die Funktion der Automatik. Ein SPS-gesteuertes, vollautomatisches System, erfordert einen Überblick über die möglichen Funktionen, über Fehler-Risiken und über Eingriffsmöglichkeiten. „Sein Keller“ ist sein Reich, die 5 Angestellten und der Azubi können sich auf Ihn verlassen. Keine Frage, wenn irgendeine Pumpe ausfällt und den Kellerboden flutet, dann geht dafür auch mal ein Wochenende drauf. Feierabend ist erst, wenn sein Keller wieder trocken und sauber ist.
Foto: Resort Mark Brandenburg GmbH & Co KG
Beim morgendlichen Rundgang im Besucherbereich gleitet sein geschulter Blick über alle Stellen, an denen Unsauberkeit oder ein Risiko für die Gäste auftreten könnte. Übrigens kann man an diesem kritischen Blick die Mitglieder der Geschäftsleitung viel einfacher erkennen -als an einer vornehmen Zurückhaltung bei körperlicher Arbeit.
Wenn es um Sauberkeit und Sicherheit geht, dann ist sich im Haus keiner zu schade, selbst und sofort anzupacken. Die Angestellten in der Gastronomie sind zu dieser Zeit mit hier frühstückenden Hotelgästen beschäftigt und haben selten Zeit, den Sonnenaufgang über dem See zu genießen. Es ist die Zeit der Abonnenten, die Zeit der Bahnenschwimmer, die Zeit der Frühsaunierer. Sie alle nutzen die Ruhe, die kurz Zeit später durch die kleinen Schwimm-Schüler unterbrochen wird. Vielleicht weil dieser Schwimm-Meister mitten unter ihnen im Wasser steht und jeden der kleinsten Kunden mit fast väterlicher Fürsorge Richtung Seepferdchen schiebt. Kaum vorstellbar, dass diese Neuschwimmer sich nicht in 20 Jahren an diesen Ort, diese Zeit und diesen Mann erinnern und eigene Kinder hierherbringen. Ja, auch an diesem Platz werden die Sterne an der Tür des Hotels verdient!
Inzwischen gehen Hotel und Therme in ihr sechstes Jahr. Viele kleine, aber auch große, Veränderungen wurden im Reich des Schwimm-Meisters schon durchgeführt. Torsten Kukuk hat schon einige Stationen in seiner beruflichen Laufbahn gesehen und mitgestaltet. Als Mann der ersten Stunde hat er den Bau der Therme erlebt. Seine Meinung war auch gefragt, als 2012 ein Umbau der Außenbecken anstand. Natürlich lag dabei das Hauptaugenmerk auf den Wünschen der Gäste.
Kleinigkeiten, wie ein weicher Beckenboden, fallen vielleicht nicht jedem Gast auf. Doch in Summe machen sie das Erlebnis stimmiger und verführen den Gast zum Verweilen.
So wurden im Soleruhebecken, von dem man einen wunderbaren Blick auf den See haben kann, die Unterwasserliegen ausgetauscht. Die vorhandenen Exemplare wurden durch solche ersetzt, auf denen man bequemer liegen kann und die auch im Wasser gefälliger aussehen. Dabei wurden auch die Erfahrungen umgesetzt, dass nicht wenige Gäste ihren Körperschmuck im Wasser tragen und durch die Sprudel auf den Liegen verlieren. War der Schmuck in der Vergangenheit bis zur nächsten Reinigung verloren, so lassen sich die neuen Liegen vom Personal leicht öffnen und damit so manchen Stein vom Herzen fallen. Auch die Sitzbänke haben sich verändert. Sie sind nach dem gleichen Prinzip gebaut und überzeugen durch die Bequemlichkeit.
Das Bessere ist der Feind des Guten. Schon das Solebewegungsbecken war gut, trotzdem hat es eine neue Widmung erhalten. Eine Analyse des Besucherverhaltens hatte gezeigt, dass ein Solebewegungsbecken wenig zum „Bewegen“ genutzt wird und dass die Wasserfläche besser genutzt werden kann. Die Umgestaltung des Beckens 2012 brachte also eine leicht veränderte Form, mehr Zugangs-möglichkeiten und auch hier Sitzbänke.
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Gibt es Schwimm-Meister, für die die Wasserqualität unwichtig ist? Torsten Kukuk zählt nicht dazu! Denn beim Umbau der Becken wurde gleich noch das hydraulische System so verbessert, dass sich das Desinfektionsmittel jetzt gezielt verteilt. Nicht nur der morgendliche Rundgang führt den Schwimm-Meister zu diesen Becken. In regelmäßigen Abständen nutzt er die Gelegenheit, sich von den angenehmen Bedingungen für alle Besucher zu überzeugen.
Foto: aqua&pools
Fast könnte man den Eindruck haben, hier wäre eine Oase der heilen Welt. Weit gefehlt, die Zusammensetzung der Gäste hat auch für einen erfahrenen Schwimm-Meister Überraschungen bereit. Im Herbst 2012, als slowakische Fachleute in den frühen Morgenstunden die neuen Liegen im außen gelegenen Becken montierten, hallten Hilfe-Schreie über den See. Eine junge Frau hatte weit draußen die Tücken des Sees falsch eingeschätzt und schaffte offensichtlich den Rückweg nicht. Von den Monteuren im Becken alarmiert, näherte sich der Schwimm-Meister auf dem Wasserweg der bereits geschwächten Frau.
Parallel wurde das hoteleigene MS „Mein Dampfer“ klar gemacht und konnte nach kurzer Zeit den Retter und die Frau aufnehmen.
Nicht alle der insgesamt 111.000 Besucher des Jahres 2013 konnten Torsten Kukuk persönlich kennenlernen. Aber einigen von Ihnen wird er im Gedächtnis hängen geblieben sein.Der Ruppiner See hat schließlich 8,25km², die Entfernung bis zum nächsten Ufer sind maximal 800m. Die ruhige Wasseroberfläche täuscht aber über die teilweise gefährlichen Strömungen hinweg, die auch geübte Schwimmer überfordern können.
Wir starten an dieser Stelle eine kleine Beitragsreihe, in der der Verband in den nächsten Monaten einige seiner Mitglieder und deren Wirkungsstätten vorstellen. Wenn Ihr der Meinung seid, DER oder DIE muss dabei sein, dann schreibt uns am besten gleich eine Email an Dirk.Sura@aquaandpools.de.
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