veröffentlicht in: Das Schwimmbad und sein Personal, Heft 04/2015
… liegt in Sachsen-Anhalt.
Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte ein großes Freibad. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: „Ich habe ein Freibad, das kann Sonne und Wasser zu Gold spinnen.“ Der König sprach zum Müller: „Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt, wenn dein Planungsbüro so geschickt ist, wie du sagst, so bring es morgen in mein Schloss, da will ich sie auf die Probe stellen.“
„Der Müller 1992“, Foto: aqua&pools
Als nun das Büro zu ihm gebracht ward, führte er es in einen VOF-Wettbewerb (VOF: Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen), für den der König nur Wasser und Sonne versprach, gab ihm weißes Papier und sprach: „Jetzt macht euch an die Arbeit, und wenn ihr diese Nacht durch bis morgen früh dieses Wasser mit Sonne nicht in Eintrittsgelder umwandeln kannst, so musst du gehen.“ Darauf schloss er die Wettbewerbsakte selbst zu, und das Planungsbüro blieb allein mit der Aufgabe. Da saßen nun das Mädchen und all die anderen armen Mitarbeiter und wussten um ihr Leben keinen Rat: Sie verstand gar nichts davon, wie man Sonne und Wasser zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward immer grösser, dass sie endlich zu weinen anfingen. Da ging auf einmal die Türe auf, und trat ein kleines Männchen herein und sprach: „Guten Abend, Mitarbeiter, warum weint Ihr so sehr?“
Das Bad 1992, Foto: unbekannt
„Ach,“ antworteten die Mitarbeiter, „wir sollen Wasser und Sonne zu Gold spinnen und verstehen das nicht.“ Sprach das Männchen: „Was gibst du mir, wenn ich Euch spinnen helfe?“ – „Meine niedrigen Lohnkosten,“ sagte die Mitarbeiterin. Das Mädchen gab Ihren Eltern ein „Lebt Wohl!“, setzte sich an das CAD-System, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal die Maus bewegt, war eine Zeichnung von Schwimmbecken fertig. Dann steckte es eine andere Datei auf, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war auch eine Wasseraufbereitungsanlage gezeichnet: und so gings fort bis zum Morgen, da waren alle Ideen zu Papier gebracht und versponnen, und alle Festplatten voller Bites und Bytes.
Ort der Handlung:
Erlebnisbad „Saaleperle“, Am Stadtbad 65, 06406 Bernburg (Saale), Telefon: +49 (0) 3471 311526 |
Bei Sonnenaufgang kam schon der König, und als er den Entwurf erblickte, erstaunte er und freute sich, aber sein Herz ward nur noch förder-geldgieriger. Er ließ die Planungsbüros in einen zweiten VOF-Wettbewerb bringen, der noch viel schwieriger war, und befahl ihnen, das auch in einer Nacht zu spinnen, wenn ihnen der Auftrag lieb wäre. Die Mitarbeiter wussten sich nicht zu helfen und weinten, da ging abermals die Türe auf, und das kleine Männchen erschien und sprach: „Was gebt ihr mir, damit das Wasser mit Sonne zu Gold wird?“
Grafik: Ingenierubüro Roschke, D. Sura 1997
„Auch die Freizeit der nächsten Tage,“ antworteten die Mitarbeiter. Das Männchen nahm die Zeit, die Mitarbeiter fingen wieder an zu schnurren mit dem Maus-Rade und hatten bis zum Morgen alles Wasser und Sonne zu glänzendem Papier gesponnen. Der König freute sich über die Ergebnisse bei dem Anblick, war aber noch immer nicht Papieres satt, sondern ließ die Mitarbeiter eine ganze Planung machen und sprach: „Die müsst ihr noch dieses Jahr abschließen: gelingt euchs aber, so sollst Ihr ein Honorar erhalten“ – „Wenn’s auch nur eine Mitarbeiterin ist,“ dachte er, „eine ideenreichere Frau finde ich in der ganzen Welt nicht.“ (…)
Grafik: Ingenieurbüro Roschke, D. Sura, 1997
Sodann wurden Gedanken zu Zeichnungen, anno 1998 eine ungewöhnliche Hexenkunst, auf die sich die Mitarbeiter wohl recht gut verstanden.
Es entstanden viele Zeichnungen, nicht nur mit Kohle, auch Farben wurden in dieser Zeit langsam modern und vermochten das Auge zu täuschen.
Foto: aqua&pools, 2015
Die Therme ist natürlich besonders auf die Gesundheit der Gäste spezialisiert. Während andere Mitarbeiter die Betreuung im Fitness-Center übernehmen ist es zuweilen die Aufgabe, die Gäste vom Beckenrand in einem Kurs zu animieren. Dann ist er auch mal der Vorturner, der ohne das versteinerte Grinsen eines TV-Verkäufers.
Die Gehilfen des Königs achteten mit allen Sinnen auf die Gesundheit des Freibades. Der Hausarzt hörte die Luftröhren ab und scheute sich nicht, dazu gar neumodische medizinische Geräte zu nutzen.
Foto: Bernburger Freizeit GmbH, 2001
Nur der Kaiser, er war aus einer anderen Monarchie, schickte seine Vasallen vom kaiserlichen Amt für Wohlbefinden an das Tor und verstreute das Gerücht von bösen Pseudomonas über seine Untertanen-Zeitung. Nun, der König hatte hellwach mit einem guten Alchimisten vorgesorgt, der es vermochte, alle Keime in Filtern aufzufangen und mit einem Desinfektions-Zauber die Vasallen Lügen zu strafen. Das Freibad ward pünktlich in einem großen Feste eröffnet und so waren alle glücklich und zufrieden, bis auf das Männchen.
Foto: Bernburger Freizeit GmbH
Über ein Jahr brachte die Mitarbeiterin ein schönes Kind zur Welt und dachte für eine gesamte Babypause nicht mehr an das Männchen: da trat es plötzlich in ihr Leben und sprach: „Nun gib mir, was du versprochen hast.“
Darauf besann sich der Müller dieser armen kleinen Mitarbeiterin zu helfen und die ganze Nacht über auf alle Einnahmen des Freibades zusammen zu zählen, die er jemals getätigt hatte, und schickte einen Boten über Land, der sollte sich erkundigen weit und breit, wer bessere Zahlen für das Stadtsäckel präsentieren könnte. Als am andern Tag das Männchen aus dem Spreewald kam, war der Beweis angetreten: Der Müller im sachsen-anhaltinischen kann jetzt Wasser und Sonne zu Gold spinnen, auch wenn er den Weg über glänzenden Zeller-Edelstahl gehen muss.
Handelnde Personen unseres Märchens waren: Müller: Frank Müller, Schwimm-Meister, Facharbeiter für BMSR-Technik, König: R. Reichelt, Geschäftsführer Bernburger Freizeit GmbH, Kaiser: abgewählt und aus dem Land gejagt, Rumpelstilzchen: Herbert Roschke, Ing.-Büro Roschke, in Ruhestand, Mitarbeiterin: Mendi Nagora, In den weiteren Rollen: Mitarbeiter: Dipl.-Ing. Dirk Sura, aqua&pools, (Märchenerzähler)
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Foto: Bernburger Freizeit GmbH
Inzwischen gewannen die Freunde des Müllers das Freibad wahrhaftig lieb, von der Liegefläche auf dem Dache bis hin zu den sich von (elektrischer) Geisterhand bewebenden Erfindungen im Keller des Schlosses.
Um die guten Tabellen sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie: „Ach, wie gut, dass jeder weiß, dass ich (nicht) Rumpelstilzchen heiss!“ Und so bekam auch das Männchen noch so manchen Planungsauftrag – bis es sich zur Ruhe setzte.
Foto: Der Müller, 2004
Und da sie nicht gestorben sind, spinnen und zeichnen und bauen sie noch heute. Richtige Märchen enden hier. Aber wir erzählen hier die Geschichte eines Schwimm-Meisters in der weiten Ebene Sachsen-Anhalts. Die obligatorische Antwort: Ja, der Müller hat sein Freibad (im Griff). Er hegt und pflegt die Becken, die Pflanzen und die technischen Anlagen. Er darf diesen Erfolg auch ruhig mal in einem der drei Whirlpools auf den Terrassen genießen. Notfalls kann dies als „Funktionstest außerhalb der Dienstzeit“ definiert werden. Eine Beschreibung, was sich in den letzten Jahren an seinem Freibad geändert hat, würde den Platz eines Märchens sprengen. Der Müller hat seine Geschichte selbst geschrieben, er scheint glücklich mit den Ideen und deren Umsetzung.
Das fantasievolle Mädchen ist dem Mädchenalter natürlich ein paar Tage entlaufen, hat aber die Phantasie in keiner Schublade abgelegt. Als guter Märchenerzähler, der ich ja sein möchte, MUSS ich einfach erwähnen, dass diese Fantasie besonders in einem Rosengarten Vollendung gefunden hat. Wer den Beweis sehen möchte, muss sich in Forst / Lausitz davon überzeugen oder den Spreewald aufmerksam durchstreifen.
Foto: Bernburger Freizeit GmbH
Unser Märchen spielte über der Erde. Aber ein wichtiger Teil der Handlung fand in dunklen Höhlen statt. Die für den Betrieb notwendigen Wege wurden unter die Erde verlegt und Gebäudekonturen mit dem Gelände getarnt. Es sind jetzt Liegewiesen und Terrassen, die natürlich zu pflegen sind und die sich außerhalb der Saison von vielen Handtüchern erholen müssen.
Das Freibad selbst liegt am Rande der Stadt Bernburg direkt neben der vorbeifließenden Saale und ist Teil einer ganzen Gruppe von Freizeiteinrichtungen unter dem gemeinsamen Dach der Bernburger Freizeit GmbH.
Wir führen an dieser Stelle eine kleine Beitragsreihe weiter, in der der Verband in den nächsten Monaten einige seiner Mitglieder und deren Wirkungsstätten vorstellen. Wenn Ihr der Meinung seid, DER oder DIE muss dabei sein, dann schreibt uns am besten gleich eine Email an geschaeftsstelle@bds-ev.de.
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