1. Zitat DIN 19643, Abschnitt 4: „Für die Desinfektion wurde eine Keimtötung an Pseudomonas aeruginosa von vier Zehnerpotenzen innerhalb von 30 s zugrunde gelegt.“
Auch wenn man denkt, dieser Satz hätte keinen Bezug zu den Schwimm-Becken: Er ist die Grundlage jeder weiteren Betrachtung! Dieser Lehrsatz beschreibt die Wirkung des Desinfektionsmittels Chlor bei einer Konzentration zwischen 0,3 und 0,6mg/l. Alle weiteren Sätze bauen sich auf diese Grundlage auf. Dieser Lehrsatz gilt natürlich auch für die Wasseraufbereitung.
2. Das Desinfektionsmittel muss innerhalb von 10 Minuten im Becken verteilt sein.
Durch Sonneneinstrahlung, Wind und Menschen im Wasser kommt es zum „Verbrauch“ von Freiem Chlor. Der Verbrauch ist hauptsächlich eine Umwandlung des Freien Chlors in Gebundenes Chlor (siehe dazu Tutorial Desinfektion). Die Bewegung des Wassers im Becken muss das Desinfektionsmittel innerhalb von 10 Minuten vollständig im gesamten Volumen des Wassers verteilen. Die Zeitangabe ist national unterschiedlich. Die Überprüfung erfolgt in der Regel mittels einem Farb-Test. Statt des Desinfektionsmittels wird dem Wasser ein Farbstoff beigemischt.
Dieses Video zeigt eine Zusammenstellung mehrer Versuche mit 10-facher Geschwindigkeit.
3. Die Kante zum Überlaufen des Wassers muss immer mit einer Genauigkeit von ±2mm waagerecht liegen!
Die größten Verschmutzungen des Wassers befinden sich an der Oberfläche. Deshalb nutzt man eine horizontale Kante am gesamten Umfang des Beckens. Diese Kante erhöht die Oberflächenspannung des Wassers und verhindert Ablagerungen an der Wand des Beckens. Die absolut horizontale Lage der Kante sichert, dass an allen Bereichen des Umfanges die gleiche Menge Wasser strömt. Diese Funktion ist eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Farb-Test.
4. Die Unterkonstruktion des Beckens darf sich nach Baubeginn der Becken nicht verändern!
Für normale Gebäude ist eine Veränderung der Lage in bestimmten Maßen zulässig und ungefährlich. Diese Möglichkeit ist in DIN 4019 beschrieben. Ein zweiter Grund kann die zulässige Biegung statischer Bauteile sein. Auch die Verdichtung des Bodens rund um das Becken nach dessen Fertigstellung kann die Lage des Beckens negativ verändern.
Besonders bei Sanierung vorhandener Becken muss untersucht werden, ob sich das Becken durch das Gewicht des Wassers oder durch Temperatureinflüsse verändert.
5. Das Becken muss gegenüber Wasser mit Desinfektionsmittel und üblichen Bedingungen des Wetters beständig sein!
Folgende Einflüsse auf die Material-Oberfläche sollten berücksichtigt werden:
- Wasser-Temperatur,
- Konzentration des Desinfektionsmittel,
- Salze im Wasser,
- Kalk-Ablagerungen,
- Flexibilität des statischen Beckens,
6. Das Becken muss befüllt werden können!
Bereits während der Zeit des Füllens kann das Wasser seine chemischen und biologischen Parameter verändern. Durch den Verlust an Druck und die Erhöhung der Tempertur kann es zu Ablagerungen von Kalk, Eisen oder Mangan kommen. Der Verlust an CO2 hebt eventuell den pH-Wert an.
Die höhere Temperatur führt zur Vermehrung der Organismen im Wasser. Es kann zu einer Besiedelung der Wände, des Bodens und der anderen Bauteile kommen.
Bei einer üblichen Konstruktion mit Überlauf-Kante ist eine Aufbereitung nur des vollständig gefüllten Beckens möglich. Deshalb muss die Zeit kalkuliert werden, wie schnell das Becken voll ist. Es können Gegenmaßnahmen notwendig sein.
7. Das Becken muss entleert werden können!
In der Vergangenheit ist es häufig zu tödlichen Unfällen beim Entleeren von Becken gekommen. Für die Bauweise solcher Entleerungen gelten die Vorschriften der DIN EN 13451. Für alle Bauteile muss ein Test mit Haaren durchgeführt werden.
Aber auch das Kanal-System und die Behälter müssen die Entleerung der Becken möglich machen können.
8. Das Becken muss sicher gebaut sein!
Die Einhaltung der Vorschrift DIN EN 13451 sichern den Besitzer des Beckens größtenteils vor Forderungen bei Unfällen durch die Person oder deren Versicherung. Die frühe Abstimmung über die Eigenschaften des Beckens mit der zuständigen Versicherung verhindert falsche Konstruktionen.
9. Elektrischer Einfluss
Bei Schwimm-Becken außerhalb von Gebäuden ist der Schutz gegen Blitze, die Erdung des Beckens, der Ausgleich unterschiedlicher elektrischer Potenziale und der Ausgleich der Schritt-Spannung zu beachten.
Die nächsten Seiten…
werden die unterschiedlichen Bauarten von Becken und die zugeordneten Materialien vorstellen. Aber dies erfolgt nicht in einer Pro- und Contra-Form. Statt dessen als möglichst neutrale Beschreibung der wichtigen Punkte aus meiner ganz persönlichen Meinung und Erfahrung. Die Bewertung muss jeder Leser für sich selbst vornehmen.
Viel Spaß dabei!
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